Entspannte Spätsommer-Biergartenatmosphäre vor dem Globe-Theater an der Sömmeringstraße. Wir sitzen, trinken was und plaudern, als drei schwarz gewandete, weiß geschminkte Herren mit Gitarre Aufstellung auf der Treppe zur Tribüne Aufstellung nehmen und beginnen, in wohl intoniertem Englisch eine liebliche Melodie zu singen.
So geht es los, bei Romeo und Julia, dann tauchen wir, nunmehr im Open Air-Rondell sitzend, nach und nach in die alte Geschichte ein, die seit Jahrhunderten immer wieder erzählt und mit neuem Leben gefüllt wird.
Während draußen der Verkehr über die Sömmeringstraße rauscht, im Hintergrund vom Spielplatz Kinderstimmen herüber hallen und nebenan am Sportplatz das Fußballtraining vernehmlich durchgeführt wird, entfaltet sich der Streit zwischen den Montagues und den Capulets. Der Hass fordert erste Todesopfer und die zarte, leidenschaftliche Liebe zwischen den Romeo und Julia beginnt zu erblühen. Es kommt, was kommen muss: die Gefechte der Jungmänner der verfeindeten Clans, Herzschmerz und Hoffnung, deftige shakespear’sche Anzüglichkeiten, die Balkonszene, die Lerche und die Nachtigall.
Einfache gezimmerte Requisiten sind mal der Balkon, dann das Totenbett. Mit einer aus drei Teilen zusammengesetzten, an Stöcken emporgehaltenen übergroßen Maske erinnert der Chor an die antiken Ursprünge der Tragödie, der Koch macht den Clown und die Amme rettet, was zu retten ist, am Ende natürlich bekanntermaßen, tragisch erfolglos. Am besten gefallen haben mir, außer der schauspielerischen Leistung vor allem des Mercutio und der Amme, die musikalischen Teile des Stücks. Sie wurden mit Gitarren, Laute und Harfe selbst begleitet und in Englisch vorgetragen … eine schöne melancholische Stimmung verzauberte die karge Bühne in einen kleinen Sommernachtstraum.
A.S.
Danke an’s Globe für die Einladung; wir wünschen Euch viel Freude und Erfolg – auf weiterhin gute Nachbarschaft!
Die Ehrenamtlichen vom Haus am Mierendorffplatz
„Romeo und Julia“ gibt es weiterhin zu sehen!